Wintikanne: Die Familienbeiz

Der Wirt, seine Frau, seine Mutter und der Stiefvater, das ist das Wintikanne-Team. Mit dabei die zwölfjährige Tochter Emma. Die Wirtsleute wohnen oben in der Wintikanne. Arbeit und Privatleben, alles geschieht in der Altstadt.

Petra, Emma und Mira Vacá vor der Wintikanne
Petra, Emma und Mira Vacá vor der Wintikanne

Wirt Miroslav (Mira) Vacá stammt wie seine Frau Petra aus Budweis in Tschechien. Nach der Volksschule bildete er sich zum Gastrofachmann aus, mit Schwergewicht kochen. Eine Woche Schule, eine Woche Praxis, drei Jahre lang. Im Anschluss an diese Ausbildung arbeitete Koch Mira zwei weitere Jahre im Ausbildungsbetrieb. Dann machte er sich mit seinem Bruder, ebenfalls Koch, und seinem Vater selbstständig. Sie führten ein Restaurant in einer Tennishalle. Alles ging vier Jahre gut, bis eine grosse Überschwemmung in Budweis den Betrieb überflutete und zerstörte. Eine Versicherung gab es nicht.

Über seinen Stiefvater, der aus Winterthur stammte, kam Mira in die Schweiz, er suchte irgendeine Arbeit. Zwei Jahre arbeitete er in einer Reinigungsfirma, bis er eine Kochstelle im Schäfli bekam. Im Schäfli lernte er alles, was man von der Schweizer Küche kennen musste und Eva Pavlik war, wie er betont, eine gute Chefin.

Seine Frau Petra, ebenfalls aus Budweis, war gelernte Dekorateurin. 2012 heirateten sie im Restaurant Eschenberg. 2013 kam die Tochter Emma zur Welt. Petra lernte Deutsch und sammelte erste Erfahrungen im Service. Ein Jahr später übernahmen die Familien Vacá und von Moos den Eschenberg, sie gründeten eine GmbH, Richi von Moos regelte Buchhaltung und Administratives und die ganze Familie arbeitete mit. Das Lokal hatte 200 Plätze und sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten geführt werden.

Corona machte dem Betrieb grosse Schwierigkeiten und die ältere Generation, inzwischen im Rentenalter, wollte es ruhiger haben. Zurück nach Tschechien oder einen kleineren Betrieb? Die Frage löste sich, als die Wintikanne an der Steinberggasse frei wurde. Dieses Restaurant liess sich ohne Angestellte führen. Die Vermieterin, die Tech-Studentenverbindung Kyburgia, ist fair und grosszügig. «Alte Schule, ein Wort ist ein Wort und gilt».

Der Wechsel vom Eschenberg in die Steinberggasse war ein kleiner Kulturschock. Grün mit Kuhglocken gegen Szene, Lärm und viele junge Leute auf der Gasse. Die Steinberggasse ist keine Essensmeile wie der Graben. Super findet der Wirt den Wochenmarkt, da kauft er alles Gemüse frisch und regional ein.

Und das Essen in der Wintikanne? Es ist gut, am besten ist, man testet es selber.

08.06.2025 / Text und Bild: Paul Lehmann